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Bayser Anhören

(MP3, 04:56,
6.8 MB, 44.1 kHz,
192 kbit/s)





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Es war einmal ein Kuss ...

Unser Märchen beginnt im 16. Jahrhundert, als ein Franzose vor Verlangen nach einer Dame verging. Sie küsste ihn schmachtend – doch mehr war nicht drin. Der arme Mann bettelte und flehte – und siehe da! Er hatte Glück im Unglück: Er war – ein Dichter: Joachim du Bellay.

Mit seinem "Bayser" (Kuss) gestand er der Schönen in wollüstigen Reimen sein Begehren und versprach, dass sie auf keinen Fall zu kurz käme, wenn sie sich geneigt zeigte ... So entstand in alter Zeit ein leidenschaftlicher Text – doch war er auch überzeugend? Ließ die Geliebte sich in seine Arme fallen? Sich von ihm glücklich machen? Wir wissen es nicht, doch ich spürte die Musik in diesen alten Versen, klimperte auf meiner alten Gitarre ein Liedchen und sang: für den französischen Dichter, der schon lange tot ist; für das uralte Begehren, das immer und ewig neu erklingen wird.

Nun trug sich zu, dass ein Mann dies Liedchen hörte. Er verstand alles, obwohl er gar kein Französisch spricht, und fühlte sich so sehr gemeint, dass er dem "Kuss", den ich mit ungenügendem Equipment live aufgenommenen hatte, technischen Schliff gab und ihn behutsam instrumentierte, bevor er mit seiner E-Gitarre die lustvolle Version seines Begehrens hinzufügte, ganz als wäre er ein Dichter an den Saiten. So vereinte sich wie von Zauberhand das Einst mit dem Jetzt, das Unvollendete mit Leidenschaft, das ungestillte Verlangen mit märchenhafter Erfüllung. Viel Spaß damit! — Katharina

 
Joachim Du Bellay (16th century)

Bayser

Quand ton col de couleur de rose
Se donne à mon embrassement
Et ton oeil languit doucement
D'une paupière à demi close,

Mon âme se fond du désir
Dont elle est ardemment pleine
Et ne peut souffrir à grand'peine
La force d'un si grand plaisir.

Puis, quand s'approche de la tienne
Ma lèvre, et que si près je suis
Que la fleur recueillir je puis
De ton haleine ambroisienne,

Quand le soupir de ces odeurs
Où nos deux langues qui se jouent
Moitement folâtrent et nouent,
Eventent mes douces ardeurs,

Il me semble être assis à table
Avec les dieux, tant je suis heureux,
Et boire à longs traits savoureux
Leur doux breuvage délectable.

Si le bien qui au plus grand bien
Est plus prochain, prendre ou me laisse,
Pourquoi me permets-tu, maîtresse,
Qu'encore le plus grand soit mien?

As-tu peur que la jouissance
D'un si grand heur me fasse dieu?
Et que sans toi je vole au lieu
D'éternelle réjouissance?

Belle, n'aie peur de cela,
Partout où sera ta demeure,
Mon ciel, jusqu'à tant que je meure,
Et mon paradis sera là.


(Übersetzungsversuch: K.K.)

Kuss

Wenn dein zarter kleiner Nacken
sich für meinen Kuss hin neigt,
und dein Aug nur halb verschweigt,
wie du schmachtest ...,

Dann bringt glühendes Verlangen
meine Seele schnell zum Schmelzen
zu stark ist die Lust
die sie erfüllt ...

Wenn ich dann die heißen Lippen
deinen näher' ... ja! ... – so nah,
dass ich deinen Blumenatem
pflücken könnt ...

Wenn der Seufzer aus den Düften,
(in denen die Zungen spielen,
feucht sich streifen, sich verbinden)
mich noch heißer macht,

scheint es mir, dass ich an einem
Tisch mit allen Göttern sitze,
und ich trink in großen Zügen
ihren süßen Göttertrank ... –

Dieses Glück gestattest du
oh, so nah ist es dem größten!
Warum nur, Geliebte, gehst
du nicht auch den letzten Schritt?

Hast du Angst, dass meine Freude
mich aus Glück zum Gotte macht?
Dass ich ohne dich abhebe
ewig fort zum Höhepunkt?

– Schöne, du brauchst nichts zu fürchten!
bis ich sterbe, wär' mein Himmel,
nur, wo du bist – das versprech ich! –
und mein Paradies.






K O M M E N T A R E


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